Stockholm-Syndrom Boyfriend


Stockholm-Syndrom: Wenn dein Entführer plötzlich dein Boyfriend ist – und was das mit Familienrecht zu tun hat

Das Stockholm-Syndrom ist die psychologische Glanzleistung, bei der Geiseln anfangen, mit ihren Entführern mitzufühlen – manchmal mehr, als sie es je mit ihren Freunden, ihrer Familie oder dem DHL-Boten getan haben.

Statt zu denken:
„Oh nein, ich wurde entführt, Hilfe!“
denkt man plötzlich:
„Also sooo schlimm ist er gar nicht… Er hat mir immerhin Wasser gegeben. Mit Eiswürfeln!“

Ein typisches Stockholm-Syndrom läuft ungefähr so:

  • Tag 1: Du wirst entführt. Schock! Trauma! Adrenalin!
  • Tag 3: „Er hat mir erlaubt, aufs Klo zu gehen. Ohne Handschellen. Ein echter Gentleman!“
  • Tag 7: „Ich glaube, ich verstehe ihn. Die Gesellschaft hat ihn missverstanden. Vielleicht schreibe ich ein Buch über ihn.“
  • Tag 14: Ihr macht zusammen Yoga und er erzählt dir von seinen Kindheitstraumata. Du spürst eine Verbindung.
  • Tag 20: Du bist frei – aber vermisst ihn. Und ja, natürlich habt ihr jetzt einen gemeinsamen Podcast über mentale Gesundheit.

Das Stockholm-Syndrom ist quasi die toxischste Form von „Ich kann ihn ändern“, aber mit Geiselnahme. Es ist wie Reality-TV im echten Leben, nur ohne Kameras, aber mit FBI.

Und wie entstand der Name? 1973, bei einem Banküberfall in Stockholm, wurden Geiseln so buddy-buddy mit ihren Entführern, dass sie sich später weigerten, gegen sie auszusagen. Eine Art schwedische Version von „Beauty and the Beast“, nur ohne singendes Porzellan.


Und jetzt die Brücke ins Familienrecht:
Man muss gar nicht entführt werden, um ähnliche Dynamiken zu erleben. In toxischen Beziehungen – und leider auch in manchen Trennungssituationen – findet man Muster, die frappierend an Stockholm erinnern:

  • Das „Er/Sie meint es doch gut“-Narrativ: Trotz Gewalt oder Manipulation bleibt man, weil es ja auch schöne Momente gab („Er hat die Kinder immerhin rechtzeitig von der Kita abgeholt“).
  • Parteinahme gegen sich selbst: Opfer übernehmen die Argumentation des toxischen Ex-Partners, etwa vor Gericht oder beim Jugendamt: „Eigentlich ist es meine Schuld, dass er ausgerastet ist.“
  • Loyalitätskonflikte der Kinder: Auch Kinder können in eine Art Mini-Stockholm-Syndrom rutschen, wenn sie sich reflexhaft mit dem dominanten Elternteil solidarisieren, selbst wenn der andere Elternteil schützend eingreift.

Hier zeigt sich, warum Familienrecht nicht nur Paragrafen, sondern auch Psychologie braucht. Gerichte, Verfahrensbeistände und Jugendämter müssen erkennen, wann Bindung nicht gleich gesunde Bindung bedeutet. Nur weil ein Kind sagt: „Ich will lieber bei Mama/Papa bleiben, der/die braucht mich“, heißt das nicht automatisch, dass es kindeswohlgerecht ist – manchmal steckt schlicht Angst, Abhängigkeit oder Loyalitätsdruck dahinter.


Fazit:
Das Stockholm-Syndrom ist wie ein psychologischer Escape Room, bei dem du plötzlich nicht mehr rauswillst – weil du dich in den Betreiber verknallt hast. Und im Familienrecht bedeutet das: Richterinnen, Gutachter und Beratungsstellen müssen sehr genau hinsehen, ob „Bindung“ wirklich Liebe ist – oder nur eine raffinierte Geiselhaft im Wohnzimmerformat.

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