Treu und Glauben

Das Prinzip „Treu und Glauben“ ist ein zentraler Grundsatz im deutschen Zivilrecht und findet auch im Familienrecht Anwendung. Es ist in § 242 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) geregelt:

§ 242 BGB – Leistung nach Treu und Glauben:
Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.

Was bedeutet „Treu und Glauben“?

Das Prinzip besagt, dass sich Vertragsparteien oder Beteiligte an einem Rechtsverhältnis redlich, fair und rücksichtsvoll verhalten müssen. Es geht darum, dass Rechte nicht missbräuchlich ausgeübt werden dürfen und dass man sich auf das gegenseitige Vertrauen verlassen kann.


Anwendung im Familienrecht

Im Familienrecht spielt Treu und Glauben eine besonders wichtige Rolle, weil es hier oft um sehr persönliche, emotionale und schutzwürdige Beziehungen geht (z. B. zwischen Ehepartnern oder zwischen Eltern und Kindern).

1. Unterhaltspflichten

Beispiel: Ein unterhaltspflichtiger Elternteil darf sich nicht absichtlich „arm rechnen“, um keinen Unterhalt zahlen zu müssen.
→ Das wäre ein Verstoß gegen Treu und Glauben, weil er seine Unterhaltspflicht rechtsmissbräuchlich umgehen würde.

2. Auskunfts- und Mitwirkungspflichten

Elternteile sind verpflichtet, bei der Klärung von Unterhaltsfragen ehrlich Auskunft über ihr Einkommen und Vermögen zu geben.
→ Verschweigen oder falsche Angaben verstoßen gegen Treu und Glauben.

3. Sorgerecht / Umgangsrecht

Beim Streit ums Sorgerecht oder Umgangsrecht wird von beiden Eltern erwartet, dass sie im Sinne des Kindeswohls handeln.
→ Ein Elternteil darf den anderen nicht grundlos vom Kind fernhalten oder schlechtmachen – auch das wäre ein Verstoß gegen Treu und Glauben.

4. Eheliche Lebensgemeinschaft / Ehevertrag

Schon während der Ehe sind Ehegatten zur gegenseitigen Rücksichtnahme verpflichtet. Auch bei der Gestaltung eines Ehevertrags oder bei der Trennung muss auf Fairness geachtet werden.
→ Ein Ehevertrag, der einen Ehepartner krass benachteiligt, kann z. B. wegen Verstoßes gegen Treu und Glauben unwirksam sein.


Fazit

Das Prinzip Treu und Glauben dient im Familienrecht als Korrektiv gegen unfaire, egoistische oder missbräuchliche Verhaltensweisen. Es schützt das Vertrauen, das in familiären Beziehungen eine große Rolle spielt, und stellt sicher, dass rechtliche Ansprüche fair und gerecht geltend gemacht und erfüllt werden.

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